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Fisch und Unterwasserfauna - Insekten

Gewässerkunde an Bühler und Otterbach, April 2018


Als Team des Wildfischprojekts liegt uns die Natur und ihre Funktionsfähigkeit ganz besonders am Herzen. Alles hängt miteinander zusammen und bedingt sich. So sind die Wasserinsekten ganz oben auf dem Speiseplan unserer meisten heimischen Fischarten. Ohne Insekten wird es auch kaum Fische geben, ohne Fische keine fischfressenden Vögel...deshalb wollen wir wissen, was unter der Wasseroberfläche los ist:

Im April 2018 hatte ich das Glück, mit Martin Hartmannsgruber, einem Gewässerbiologen, eine Gewässeruntersuchung an der Bühler und dem einfließenden Otterbach durchführen zu dürfen. Das Bühlerteilstück liegt zwar nicht in dem von uns gepachteten Abschnitt, aber Martin hat durch eine gesonderte Sichtung bestätigt, die entsprechenden Insekten auch im Bereich unseres Abschnitts, höhe Kläranlage Vellberg, gesichtet zu haben.

Es war beeindruckend, wie hoch die Artenvielfalt und auch die Artenzahl in den schnellfließenden Abschnitten im Vergleich zu den träge fließenden Stücken ist. Insbesondere bestach der Otterbach durch ein immenses Insektenaufkommen. Hier wird nochmals deutlich, dass die durch Querbauwerke herabgesetzte Fließgeschwindigkeit sich auch auf das Insektenaufkommen nachhaltig negativ auswirkt.

Hier einige Eindrücke von diesem hochinteressanten Vormittag (alle Insektenbilder von Martin Hartmannsgruber, vor Ort fotografiert - wir haben nicht alle gefundenen Arten fotografisch festgehalten)


Voll ausgestattet und gut vorbereitet vom Profi...




Beim sortieren...


Das "sortierte" Ergebnis aus dem Otterbach nach wenigen Sieben: Wahnsinn die Dichte an großen Eintagsfliegenlarven der Steinklammerer (im Bild die Fächer 1-5)...aber auch Bachflohkrebse, Maifliegenlarven, Köcherfliegenlarven, Würmer, Bremsenlarven, Flußkrebse...



Eintagsfliegenlarve (Epeorus sp.). Besonderheit: Diese Gattung besitzt nur 2 Schwanzfäden. Alle anderen Eintagsfliegenlarven besitzen 3 Stück. Im Otterbach in rauhen Mengen zu finden, sind diese Formen in der Bühler seltener anzutreffen.


Die Maifliegenlarve (Ephemera Danica), sowohl in der Bühler als auch im Otterbach gefunden, ...



...gehört zu den Vertretern der Grundgräber und benötigt sandig-schlickige Bereiche um hier Nahrung zu filtrieren und ist nur dort zu finden. Sie ist die größte in Deutschland vorkommende Eintagsfliegenart und wird bis zu 25mm lang, die Schwanzfäden der ausgewachsenen Männchen können bis zu 40mm lang sein. In der Bühler gibt es ein stabiles Vorkommen.


Steinklammerer Eintagsfliegenlarve (vermutlich Ecdyonorus sp.). Die plattgedrückte Körperform lässt es bereits erahnen: diese Tiere können sich auch in heftiger Strömung behaupten und werden durch den Strömungsdruck an die Steine gepresst. Sie sind in der Regel fast immer unterhalb dieser zu finden.




Schnellschwimmer Eintagsfliegenlarve (Gattung Baetidae), bevorzugt nicht ganz so turbulente Bereiche und ist im Querschnitt eher rund. Dieses Exemplar ist kurz vor dem Schlüpfen - erkennbar an den bereits dunkel gefärbten Flügelscheiden. Die genaue Bestimmung der einzelnen Arten der Gewässerinsekten ist selbst für Profis oft nicht einfach und nur mit einem Binokular zu bewerkstelligen...



Eintagsfliegen sind die einzigen Insekten, die sich über das Zwischenstadium einer "Subimago" entwickeln. Die Larve schwimmt an die Wasseroberfläche und die Fliege entsteigt dort der Larvenhülle. Die Fliege hebt ab und landet meist im Geäst, um hier nochmals aus ihrer Hülle zu steigen. Dann ist die Fliege erst geschlechtsreif und wird zur "Imago".


Ein Bachflohkrebs - kein Insekt, sondern wie der Name schon sagt, ein Krebstier. Flohkrebse sind besonders auf Totholz oder Wasserpflanzen angewiesen.


Steinfliegenlarve, wie immer mit zwei Schwanzfäden und drei gut sichtbaren Brustsegmenten. Hier fanden wir diese nur sehr vereinzelt. Sie sind in einem gewissen Aufkommen Indikator für tadellose Wasserqualität. In der Bühler stellten wir durch das biologische Ermittlungsverfahren (anhand der Artenvorkommen - Saprobienindex) eine Gewässergüte  von 1,9 fest, am Otterbach von 1,7.


Bei der Suche nach weiteren Insekten: Ein Groppennest!!! Groppen, oder auch Mühlkoppen (Cottus Gobio) genannt, heften ihre Eier in Hohlräume unter Steinen an. Das Gelege wird bewacht. Der Wächter hat hier dann wohl vorerst das Weite gesucht. Also schnell zurück an Ort und Stelle...



Sommer 2018 - Schlupfphasen an der Bühler

 

Die Maifliege (Eintagsfliege)

Die "Maifliege" (Ephemera danica), hier die vollentwickelte Imago. Sie ist mit ca. 2,5 cm (Ohne Schwanzfäden) unsere größte Eintagsfliegenart. In dieser Galerie weiter oben ist auch deren Larve zu sehen. Findet hier ein "Schlupf" statt, können die Fische schon mal durchdrehen. Sicher DAS Ereignis des Jahres für Fliegenfischer. Wenn diese Tiere am Wasser erscheinen, steigen selbst die Großforellen, über deren Existenz man den Rest des Jahres kaum etwas erfährt, an die Wasseroberfläche, um sich an diesen Proteinbomben gütlich zu tun. Auch Vögel versäumen es nicht, die Maifliegen im geschickten Flug aus der Luft zu picken. Manchmal kann man die Eintagsfliegen beim Hochzeitsflug bestaunen. Sie fliegen wenige Meter senkrecht nach oben um sich dann wieder gleitend fallen zu lassen. (Bilder oben und unten)



Vermutlich Gattung Rhithrogena (Eintagsfliege)


Die Rhithrogena germanica ist unter Fliegenfischern besser unter dem Namen "March Brown" oder die "Märzbraune" bekannt. Eine genaue Bestimmung anhand des Fotos ist alles andere als einfach. An den durchsichtigen Flügeln lässt sich erkennen, dass es sich hier um ein geschlechtsreifes Insekt nach der zweiten Umwandlung (Imago) handelt. Subimagos haben dagegen meist leicht milchig oder gesprenkelt wirkende Flügel. Die Larve hat übrigens noch 3 Schwanzfäden!


Die Gelbfärbung am Ende des Hinterleibs lässt darauf schließen, dass es sich hier vermutlich um eine weibliche Eintagsfliege mit Eiersack handelt. Ein ziemlich kleines Exemplar im Vergleich zur Maifliege!


An fremden Gewässern - Wanderung am Grimmbach 2018

 

Große Steinfliege


Oben sehen wir die Exuvie (Larvenhülle) einer großen Steinfliege (Gattung Perla, vermutlich Perla grandis), im Volksmund auch "Uferfliege" genannt. Sie wird knapp 3 cm groß und erinnert als Larve fast schon an den Protagonisten eines Science Fiction Films. Steinfliegen, die auch bedeutend kleinere Arten umfassen, sind Indikatoren für ausgesprochen gute Wasserqualität und kommen bei uns in größerer Anzahl vor allem noch in sehr sauberen, sauerstoffreichen Quellflüssen vor. Sie leben im flachen schnellen Wasser, verbergen sich unter Steinen und sind echte Räuber. Die Larve klettert bei Geschlechtsreife aus dem Wasser ans steinige Ufer und entledigt sich dort ihrer Larvenhaut um zum flugfähigen geschlechtsreifen Insekt zu werden. Steinfliegen sind ungeschickte Flieger, die aufgrund ihres anatomisch bedingten schmetterlingsartigen Flug gut zu erkennen sind.


Hier das Vollentwickelte Insekt (Gattung Perla)

Im direkten Gewässervergleich wird schmerzlich bewust, welchen Einfluss die landwirtschaftliche Nutzung der an die Bühler angrenzenden Wildwiesen hat. Der Grimmbach profitiert davon, dass das Tal größtenteils unerschlossen ist und in Teilbereichen kein Düngemitteleintrag durch Gülle stattfindet. Man fühlt sich fast in eine andere Zeit zurückversetzt oder könnte glauben, an einem Gebirgsbach unterwegs zu sein, wenn man diese wunderbare Steinfliege beobachtet.


Bühler 2021




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